Die Methoden der osteopathischen Medizin

Fast alle Methoden der Osteopathischen Medizin sind als "weich" bzw. "sanft" einzustufen. Die Behandlung selbst ist entspannend und führt ggf. zu einer schrittweisen, aber auch lang anhaltenden Regulation hin zum "Gesunden". Im Folgenden werden beispielhaft einige wichtige Methoden erläutert.

Counterstrain-Technik:

Bei der Counterstrain-Technik behandelt der Osteopath bestimmte druckschmerzhafte Muskel- und Sehnenpunkte. Es gibt ca. 200 derartige "Tenderpoints". Mit einer speziellen Lagerungstechnik werden diese Tenderpoints vollständig entspannt und anhaltend aufgelöst.

Craniosacrale Technik:

Die Schädelknochen sind beweglich, da die Schädelnähte nicht vollständig verknöchern. Sie bewegen sich in einem bestimmten Rhythmus. Dieser craniosacrale Rhythmus (ca. acht- bis zwölfmal pro Minute) entsteht nach Auffassung der Osteopathen durch die Bewegungen des Gehirnwassers (Liquor) und reicht vom Hohlraumsystem des Kopfes über den ganzen Rückenmarkskanal hinunter bis zum Steißbein. Neue Forschungsergebnisse vermuten den „Taktgeber“ eher als sog. reticulären Rhythmus im gemeinsamen Hirnstamm. Bei der craniosacralen Technik untersucht und beurteilt die Osteopathin die Beweglichkeit der verschiedenen Schädelknochen untereinander und die Kreuzbein- (Sacrum) und Steißbeinbeweglichkeit. Bei einer Fehlfunktion können die gelenkartigen Verbindungen des Schädelknochens sowie des Kreuz- und Steißbeines normalisiert werden. Die craniosacrale Therapie löst auch Verspannungen der Schädelmembranen und verbessert den Blutkreislauf im Schädel.

Functional-Technik nach Johnston:

Die funktionellen Techniken nach William L. Johnston sind indirekte Methoden, die über Reflexe am Rückenmark und zentralen Nervensystem wirken. Die Osteopathin führt das Segment mit einer Fehlfunktion im dreidimensionalen Raum und in Abhängigkeit von der Atmung in die Richtung, die am leichtesten möglich ist. Dadurch können sich Funktionsstörungen der Wirbelsäule, der Rippen und Extremitäten-Gelenke lösen.

Muskelenergietechniken:

Mit diesen Techniken behebt der Osteopath Funktionsstörungen von Wirbelsäulengelenken, aber auch von anderen Gelenken. Durch gezielten Muskelzug und geführte Bewegungen bringt er die Gelenke wieder zur Normalfunktion und optimiert die Muskelspannung.

Myofasziale Techniken:

Alle Muskeln, Organe und das Zentralnervensystem sind umhüllt von den sogenannten Faszien, einem den gesamten Körper durchspannenden Bindegewebe. Die Faszien selbst sind am ganzen Körper miteinander in Verbindung. Durch weichen Druck und Zug gibt die Osteopathin Reize an diese Faszien und setzt auf diese Weise Reaktionen zur Normalisierung der Gewebespannung in Gang. Letztlich verbessern diese Techniken die Durchblutung der Gewebe und vor allem ihre Beweglichkeit gegeneinander.

Viszerale Technik:

Bei der viszeralen Osteopathie ertastet und behandelt der Osteopath Spannungsänderungen an inneren Organen sowohl in ihrer Eigendynamik als auch im Organverbund. Innere Organe sind durch Faszien und Bänder befestigt und beweglich. Bei Verspannungen dieser Faszien wird die Beweglichkeit der Organe beeinträchtigt. Dadurch können Funktionsstörungen der Organe selbst entstehen und über Reflexe auch Störungen am Skelettsystem auftreten. Viszerale Techniken lösen die Verspannungen der Bänder. Anzunehmen ist, dass auch Durchblutung und lymphatische Drainage verbessert werden, wodurch die physiologische Funktion der inneren Organe unterstützt wird.